Vor kurzem habe ich die Geschichte von der Grünen Meeresschildkröte gelesen. Im Buch „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky. Auf ihrem Weg ins offene Meer wehrt sich die Meeresschildkröte nicht gegen die Wellen, die ihr entgegenpeitschen. Sie manövriert aber so geschickt, dass sie mit wenig Kraftaufwand ihre Position hält. Erst wenn der Wind für sie günstig dreht, spart sie nicht mit ihrer Energie. Als ob es selbstverständlich wäre, vermehrt sie ihre eigene um die des Wassers. In der Geschichte paddelt ein Mensch eine Zeit lang neben ihr. Und er paddelt immer, egal woher die Wellen kommen. Wenn der Wind in „seine Richtung“ bläst, hat er keine Kraft mehr, die Gunst der Stunde zu nutzen. Vielleicht hat er auch keine Zeit mehr. Vielleicht hat er bei all der Anstrengung sein Ziel schon längst aus den Augen verloren. Wie oft verbrauchen wir unsere Kraft und unsere Energie für Tätigkeiten, Menschen, Dinge, die uns in „unserer Sache“ nicht weiterbringen?! Wie oft kämpfen wir gegen Unveränderliches an?! Wenn sich dann eine Gelegenheit bietet, eine Tür öffnet, in eine Richtung, bei der unser Herz aufgeht – wo wir intuitiv spüren: „Das ist jetzt genau meine Chance! Das ist das, was ich wirklich will!“ -, fehlt uns oft (schon längst) die Energie, der Mut und unser gutes Gefühl. Wir sollten uns ein Beispiel an diesem weisen Tier nehmen. Auch in stürmischen Zeiten Ruhe bewahren. Ohne Kampf unsere Position halten. Stürme aussitzen. Überlegen. Lernen. Offen und aufmerksam sein. Offen für die Gelegenheiten, bei denen wie von allein das ganze Universum zusammenhilft, weil wir mutig und trotz Kraftaufwand scheinbar mühelos dem Ruf unseres Herzens folgen. Gelegenheiten bei denen wir (plötzlich) die Antworten auf die Fragen „Warum bin ich hier?“ „Was ist mein Sinn in dieser Welt?“ „Wofür brenne ich?“ ganz klar spüren.