Erwachsenes Handeln ist für mich ein reflektiertes Handeln. Vor allem wenn ich mit Kindern und Jugendlichen zu tun habe, bedeutet dies, dass sehr oft ich damit anfangen muss, hinter die Dinge zu sehen. Zu ergründen (und wenn auch nur für mich), warum etwas ist, wie es eben ist. Nur auf dieser Basis kann ich weiterarbeiten und anderen helfen, klarer zu sehen und besser zu handeln. Ich fange an, zuzuhören. Ich fange an, Menschen im Reden zu unterbrechen, weil sie selbst vielleicht nie gelernt haben, zuzuhören. Ich fange an, in der Liebe zu bleiben, wenn ich nur Wut spüre. Ich bringe Versöhnung zur Sprache, wenn ich nur Beschuldigungen wahrnehme. Ich bin mutig, wenn mir Angst begegnet. Ich leuchte, wenn grade alles dunkel zu sein scheint. Ich bleibe ruhig, wenn alle toben. Ich tanze, wenn sich (noch) keiner traut. Ich spreche etwas an, wenn alle dazu schweigen. Ich zeige Wege auf, wenn sich jemand verirrt hat. Ich gehe auch manchmal. Wenn bewusste Respektlosigkeit herrscht, endet meine Toleranz. Vieles habe ich von meiner Mutter gelernt. Sie hatte einen Plan, wenn ich noch nicht einmal klar denken konnte. Sie hat getan, wenn ich noch vor Angst wie gelähmt war. Sie war stark, als ich noch gar nicht wusste, wie stark ich überhaupt sein kann. Sie war ruhig, als ich aus Überforderung geschrien habe. Sie hat angefangen. Vor heute genau 37 Jahren hat mir mein Vater gezeigt, wie es nicht geht. Auch er hat angefangen. Das Leben stellt uns die Fragen und wir können anfangen, darauf Antworten zu finden. Die Antworten liegen in jedem von uns. Das glaube ich ganz fest. Jedem kann das bewusst werden, wenn er darauf vertraut. Anzufangen ist nicht leicht. Niemand hat je gesagt, dass das Leben von Haus aus leicht ist. Heute weiß ich aber, dass es leicht werden kann. Das Leben wird leicht, wenn jeder bei sich selbst anfängt. Was denkst du? Hast du schon angefangen?