„Cultura cura, die Kultur kultiviert. Wenn eine Kultur als Heiler funktioniert, lernen ihre Bürger, Mißstände zu heilen; sie überbrücken auftauchende Differenzen, sie reparieren eher, als daß sie vernichten, sie sorgen dafür, daß die Menschenwürde aller Familienmitglieder intakt bleibt und daß Minoritäten einsichtsvoll eingegliedert werden. In einer Kultur, die vom Räuber regiert wird, kann weder etwas Neues geboren werden, noch kann das Alte sterben, denn die Psyche der Bürger wird von Angst und Mißtrauen gelähmt.“ Clarissa Pinkola Estés, Die Wolfsfrau. Anstatt den Räuber im Außen zu suchen, ihn in uns zu verneinen oder vor ihm zu fliehen, sollten wir uns ihm stellen. Wir dürfen keine Gedanken erlauben, die uns von unserem Ursprung abschneiden und schon gar keine, die unser Selbstwertgefühl mindern oder es im Keim ersticken. Wenn also der Räuber in uns sagt: „Du bringst aber auch nichts, was du anfängst, zu Ende.“, so müssen wir ihm entgegenhalten: „Die Wahrheit ist, daß ich alle möglichen Dinge zur Vollendung bringe.“ Sobald wir verstanden haben, dass nur wir es sind, die dem Räuber in uns immer wieder mit Energie beliefern, können wir das ändern. Wir können dann ganz bewusst unsere Mitwirkung kündigen. Dann kann er sein Spiel nicht mehr treiben. Er ist dann dennoch da. Doch wir sind nun in der Lage, seine Dienste konstruktiv zu nutzen und seine Fähigkeiten für uns einzusetzen, wenn wir sie brauchen. Oftmals ist eine „räuberische Distanziertheit“ von großem Nutzen. Wir können Geschehnisse aus einer sicheren Entfernung im Stillen betrachten, analysieren und glasklar die Hintergründe und Absichten durchschauen. Und wenn wir das beharrlich immer wieder üben, dann können uns Räuber im Außen nicht mehr in unseren Grundfesten erschüttern.