Erinnerungen

Der Arzt und Psychotherapeut Dr. Christian Peter Dogs sagte in einem Interview über Resilienz, er würde nicht mehr zu Klassentreffen gehen, weil die Menschen ihn „anders erinnern, als er sich erinnert haben will“. Resilienz ist die Widerstandskraft trotz schwierigster Bedingungen und Umstände darauf zu vertrauen, dass das Leben wieder besser, wieder gut wird. Resiliente Menschen haben ein sehr realistisches Bild von sich selbst,  lassen Gefühle zu und stellen sich Konflikten mutig und überlegt, um rasch Lösungen zu finden. Nach großen Herausforderungen ist kein Mensch mehr exakt derselbe, der er davor war. Im Hirn entstehen neue Nervenbahnen, andere Denkmuster. Die alten belastenden Situationen werden nach mehr oder weniger Zeit zurückgelassen, verdrängt. Mir hat es dabei geholfen, die Geschichten so lange immer wieder zu erzählen, bis sie für mich nicht mehr wichtig waren. Bis sie kürzer wurden und verblassten, nachdem mein Herz sagte: „Lass es gut sein! Es ist jetzt gut!“.  Wenn nun Freunde, Bekannte oder Verwandte diese Veränderung nicht anerkennen können oder wollen und einen immer in der alten Erinnerung festhalten, lernen resiliente Menschen sehr rasch, damit umzugehen und finden wieder Lösungen. Sie gehen weiter. Sie entfernen sich von der eigenen Geschichte. Sie entfernen sich von dem, was sie stets – meist unbewusst – von sich selbst entfernt hat. Das kann und muss letztlich kein anderer verstehen. Nur der betreffende Mensch selbst. Denn genau das ist für ein gelingendes, sinnvolles und glückliches Leben wichtig. Leben kann nicht in der Erinnerung stattfinden. Leben ist immer jetzt. So lange unser Herz schlägt.

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